Weihnachtsbaumkulturen ohne Herbizide?

Gerade im vergangenen Jahr 2011 wurde die Diskussion um Pflanzenschutzmittel in Weihnachtsbaumkulturen heftig angeheizt. Auslöser dabei waren vermutlich auffällige Pflanzenschutzapplikationen mit Gebläsespritzen in der Nähe von Wohnhäusern. Aufgebrachte Anwohner berichteten von dramatischen Zuständen: Herüberwehende Giftwolken, kaum Früchte tragende Brombeeren ,Atembeschwerden, usw. Obwohl es erwiesen ist, dass der Wirkstoff Glyphosat bei ordnungsgemäßer Anwendung gefahrlos für Menschen ist, sind viele Anwohner von Weihnachtsbaumkulturen sehr hellhörig geworden. Der lautstarke Protest verschiedener Bürgerinitiativen fand schließlich Gehör beim nordrhein-westfälischen Umweltminister Johannes Remmel. Dieser warb darauf hin für eine Abkehr von Pflanzenschutzmitteln im Weihnachtsbaumanbau hin zu einer ökologischen, naturgemäßen Beweidung und Bewirtschaftung."Wir brauchen bei Tannenbäumen keine Pflanzenschutzmittel", so Remmel in einem Interview im Oktober 2011 im WDR . 

Das dies mit einer wirtschaftlichen Produktion kaum zu vereinbaren ist, muss nicht weiter erwähnt werden.

 

Wir hoffen natürlich, dass durch betont sachliche Gespräche die betroffen Bürger aufgeklärt werden und so schlimmere Folgen von der Weihnachtsbaumbranche abgewendet werden können. Entsprechende Initiativen der Produzenten vor Ort sind sicherlich dabei behilflich. Vor allem sollte beim Umgang mit Gebläsespritzen behutsamer vorgegangen werden, da hierauf die Anwohner besonders empfindlich reagieren.

 

Falls der Herbizideinsatz dennoch eingeschränkt werden sollte, stellen wir im Folgenden eine interessante Alternative vor. 

 

Alternative: Jiffy-Pflanzung in Mulch Folie/Vlies

Die Pflanzung von Weihnachtsbäumen in Mulchfolien oder -vliesen bietet sich für eine herbizidfreie Kultur an.

Zwar gibt es hierfür im Weihnachtsbaumanbau kaum praktische Erfahrungswerte, doch durch den standardmäßigen Einsatz in Baumschulen seit vielen Jahren, lassen sich die Auswirkungen gut abschätzen.

 

Vorteile:

  • kein Herbizideinsatz nötig, da Folie/ Vlies Unkräuter effektiv aus dem Einflussbereich der Pflanze ausschließt
  • längere Sicherung und gleichmäßigere Verteilung der Bodenfeuchte
  • höhere, das Wurzelwachstum fördernde Bodentemperatur
  • verringertes Schadrisiko durch Spätfröste (Boden gibt Wärme ab, vergleichbar mit unkrautfrei gehaltenem Boden)

 

Nachteile:

  • aufwendige Bodenvorbereitung (wirkt sich aber positiv auf Wurzelentwicklung aus)
  • Entsorgung der Folie/ des Vlieses (nicht bei Bio-Folie)
  • Wege müssen trotzdem gemulcht werden
  • höhere Kosten (Folie/ Vlies, spezielle Folienlegemaschine, Entsorgung,...)

 

Über die entstehenden Kosten kann zum jetztigen Zeitpunkt nicht viel gesagt werden. Im Zweifel lohnt sich ein derartiger Anbau im Vergleich zu herkömmlichen Kulturmethoden nicht. Dennoch, sollten sich die Rahmenbedingungen ändern, könnte diese Methode durchaus interessant werden. Es würden sicherlich positive Signale an die Kritiker gesendet werden und natürlich käme es der Umwelt zugute.

Ein entsprechender Feldversuch läuft derzeit am Gartenbauzentrum Münster/ Wolbeck sowie bei einem Anbauer im Großraum Münster (siehe "Weihnachtsbäume im Erdbeerdamm")